Ein Nachweis über das exakte Gründungsdatum der SMB in Hardt liegt nicht vor.
Es ist jedoch anzunehmen, dass die Bruderschaft Ende des 18. Jahrhunderts im Zuge der „Abspaltungen“ von der bereits im 15. Jahrhundert nachgewiesenen Matthiasbruderschaft Mönchengladbach gegründet wurde.
So entstanden auch die Matthiasbruderschaften Helenabrunn, Rheindahlen, Korschenbroich und Giesenkirchen etwa zu diesem Zeitpunkt. Im Jahr 1762 erließ der damalige Abt des Klosters Mönchengladbach, Ambrosius Specht, neue Statuten für „Mönchengladbach-Land“. Daher kann angenommen werden, dass diese in den umliegenden Kirchdörfern Verwendung fanden.
Gleichwohl war den Matthiasbrüdern und Schwestern – schon immer stand die SMB Männern und Frauen offen – die Nähe zur Amtskirche nicht genehm. So wurden beispielsweise für Messen und Feierlichkeiten auswärtige Geistliche engagiert und auch bezahlt.
Trotz der französischen Verwaltung des Rheinlands und teilweise bestehender Verbote zur Durchführung von Wallfahrten entwickelte sich die Bruderschaft und bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts ersuchte die SMB Hardt den Papst in Rom um die Übersendung einer Matthiasreliquie sowie eines hiermit verbundenen Ablasses. Mit Urkunde vom 02. Februar 1807 wurden diese genehmigt und an die Hardter Bruderschaft übersandt.
Wann die Wallfahrt nach Trier von der Hardtern aufgenommen wurde, ist ebenfalls nicht bekannt. Gleichwohl gibt es verschiedene Belege, dass diese bereits Anfang des 19. Jahrhunderts stattgefunden haben muss.
So verzeichnet der Hardter Kaufmann Kirchhofer in seinem Tagebuch 1808 den Verkauf von Pilgerkleidung und Kerzenwachs.
In einem Aufruf zu Beginn der 1820´er Jahre des Pfarrers der Pfarrkirche St. Matthias in Trier (die Abtei wurde im Zuge der Säkularisierung durch die Franzosen 1802 aufgehoben), die Wallfahrten nach Trier wieder aufzunehmen, wird die Pilgergruppe aus Hardt gemeinsam mit weiteren Gruppen als „Prozessionen, die schon seit Jahren kamen“ bezeichnet.
Das erste, noch erhaltene Bruderschaftsbuch der Hardter SMB wurde 1837 erstellt und listet 85 Mitglieder auf. Eine engere Anbindung an die Pfarrgemeinde hat wohl nicht stattgefunden. So vermerkt Pfarrer Schlippes 1850 in seinen Aufzeichnungen: „Da die Brudermeister selbst die Verwaltung besorgten auch die Pfarrkirche weder eine Reliquie noch einen vollkommenen Ablass sich befand und da der Pfarrer nie zu Rate gezogen wurde, so hatte sie den Charakter einer fast bürgerlichen Vereinigung“.
Dies änderte sich 1850, als der Dechant von (Rhein-) Dahlen verstarb und in dessen Nachlass die Hardter Matthias-Reliquie gefunden wurde. Wie diese dorthin gelangt ist, ist unbekannt. So bat die Bruderschaft Pfarrer Schlippes zur Wiedererlangung um Vermittlung. Dieser nutzte die Gelegenheit und nahm sich der Matthiasbruderschaft an. So wurde die Matthiasreliquie nach Prüfung durch das Generalvikariat Köln 1851 nach Hardt zurückgegeben und durch die SMB in das heute noch gezeigte Ostensorium – eine Art Monstranz – gefasst. Zusätzlich erstellte Pfarrer Schlippes die ersten, eigenen Statuten, die im Januar 1852 feierlich unterzeichnet wurden.
Hierin wird im ersten Abschnitt eine gemeinsame Verwaltung der Bruderschaft durch die Brudermeister gemeinsam mit dem jeweiligen Pfarrer bestimmt, wobei letzter im Falle von Differenzen zwischen den Brudermeistern die Entscheidungsgewalt hat.
Neben allgemeinen bruderschaftlichen Regelungen (Feier des Matthiasfests, Unterstüzung/Beisetzung der Mitglieder) verpflichtet sich die Bruderschaft zur Stiftung eines Seitenaltares in der neu zu errichtenden Pfarrkirche St. Nikolaus.
Ergänzende Regelungen werden bereits am Matthiasfest 1852 beschlossen. So wird hier erstmals auch die Wallfahrt nach Trier namentlich benannt. Zu dieser Zeit wurde die Mitgliederzahl mit 218 angegeben.
Am Matthiasfest 1858 wurde dann der Matthiasaltar zu einem Preis von 720 Talern bei der Firma Stolzenberg in Roermond in Auftrag gegeben. Ihn zierten jeweils in einer Nische drei Holzfiguren: St. Matthias, Franziskus Xaverius und St. Antonius von Padua. Zur Finanzierung wurden, neben dem Einsatz des angesparten Geldes, zwei Haussammlungen (Mai und Oktober 1852) durchgeführt.
100 Taler mußten allerdings gestundet werden und konnten erst 1860 an die Firma beglichen werden.
In den folgenden Jahren wurden weitere Gegenstände zur Verschönerung des Altares, wie ein Altartuch, ein Altarteppich, ein Kruzifix und Leuchter angeschafft. 1864 wurde dann von der Firma Geisler aus Ehrenbreitstein ein Matthiasfenster eingebaut.
Leider sind das Fenster, der Altar, wie auch die Holzfiguren beim Umbau der Pfarrkirche in den 1950´er Jahren verlorengegangen.
Im Jahr 1881 errichtete die SMB die Matthiaskapelle im Hardter Wald, die vielmehr ein Bildstock bzw. Heiligenhäuschen ist, zu einem Baupreis von 265,94 Mark. Dies ist umso bemerkenswerter, da die Pfarrei Hardt zu dieser Zeit ohne Priester war und sich Preußen noch im Kulturkampf mit der katholischen Kirche befand.
Im Inneren befand sich eine Statue des Hl. Matthias, die 1938/39 in die Pfarrkirche St. Nikolaus gebracht wurde und heute auf dem Matthiasaltar in der Kirche steht.
Das heute in der Kapelle gezeigte Heiligenbild wurde von dem Hardter Bildhauer Jo Wirth gefertigt, der auch den Wegweiser am Lindenhof entworfen hat. Die Matthiaskapelle ist seit ihrer Errichtung Ausgangs- und Ankunftsort der jährlichen Fußwallfahrten zum Apostelgrab in Trier und wird von der SMB gepflegt und instand gehalten.
Wenngleich Aufzeichnungen fehlen, können wir davon ausgehen, dass die Wallfahrt nach Trier bis zum ersten Weltkrieg regelmäßig stattgefunden hat. Nach dem ersten Weltkrieg wurde diese 1920 wieder aufgenommen, wobei aufgrund der schlechten Versorgungslage die Lebensmittel teilweise mitgenommen oder vorausgeschickt werden mussten.
1927 wurde zum 800-jährigen Jubiläum der Auffindung der Gebeine des Hl. Matthias eine Sonderwallfahrt der niederrheinischen Bruderschaften durchgeführt, die am 1.9. per Sonderzug nach Trier reisten. Hieran nahmen auch zahlreiche Hardter teil.
1937 fand die letzte Fußwallfahrt nach Trier vor dem 2. Weltkrieg statt. Bis 1940 sind Versammlungen und Aktivitäten der Bruderschaft – trotz aller Einschränkungen durch die NS-Diktatur - dokumentiert. Allerdings gibt es mündliche Berichte, dass die SMB auch in den Folgejahren aktiv gewesen ist.
1948 wurde die Fußwallfahrt nach Trier wieder aufgenommen. Der Tradition folgend, begann die Wallfahrt nach Trier am Morgen des Christi-Himmelfahrt-Tages. Die Rückkehr erfolgte am Pfingstsonntag.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde hieraus am Matthiaskapellchen fast ein Volksfest, als einige Hardter Geschäftsleute und Moppenbäcker begannen, ca. 1-1,5 Stunden vor der Ankunft der Pilger Moppen und Süßigkeiten zu verkaufen.
Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, den Kirmesschmuck erst nach Pfingsten abzunehmen. Die Pilger, die ja über die Kirmesfeierlichkeiten wallfahren waren, trafen sich Pfingstmontag, um im Rahmen einer „Nachfeier“ der Wallfahrt die geschmückten Häuser und Straßen zu besichtigen.
Erst 1971 wurde der Termin der Maiwallfahrt auf den aktuellen Zeitraum – Samstag vor Christi-Himmelfahrt bis Samstag nach Christi-Himmelfahrt verlegt, nachdem die Anzahl der Pilger abnahm und 1969 und 1970 mangels Anmeldungen keine Wallfahrt durchgeführt werden konnte.
1951 wurde beschlossen, der Pfarrkirche einen neuen Matthiasaltar zu stiften. Dieser wurde 1955 nach einer Haussammlung fertiggestellt. Die Original-Sammellisten, das Rundschreiben an alle Haushalte hierzu sowie eine kurze Beschreibung des neuen Altares wurde in selbigem eingemauert. Seit 1951 führt die SMB auch die Wallfahrt nach Kevelaer durch. Diese, in Hardt bereits Ende des 18. Jahrhunderts nachgewiesene Wallfahrt wurde zuvor von der Jesus-Maria-Josef-Bruderschaft durchgeführt, die sich aber in Ermangelung von Nachwuchs nicht mehr in der Lage sah, diese sowie die Prozessionen in Hardt (z.B. Frohnleichnam) zu begleiten. Somit wurden die verbliebenen Mitglieder sowie das Inventar (Peeken etc.) von der SMB übernommen.
Mitte der 1970´er Jahre wurde von der SMB der „Krankenhaus-Besuchsdienst“ ins Leben gerufen. Hier besuchen Mitglieder der SMB die in den umliegenden Krankenhäusern befindlichen Hardter Bürger und überbringen Genesungswünsche und ein kleines Präsent.
1976 errichtete die Bruderschaft im Wallersheimer Wald ein hölzernes Pilgerkreuz, an dem seitdem Station gemacht wird. Dieses wurde 1989 durch einen von dem damaligen Päses, Pastor Helmut Commes, gestifteten Findling ersetzt. Im Herbst 1992 fand erstmals eine Fußwallfahrt nach Trier für Ü-55 Pilger statt, die bis heute fester Bestandteil des Jahresprogramms ist.
2009 wurde erstmals eine Jugendwallfahrt in den Herbstferien ausgerichtet, die inzwischen in der „Wallfahrt für Jung und Alt“ aufgegangen ist.