"Sing und wandere.
Am Ende deines Weges
begegnest du dem
lebendigen Gott"
(Hl. Augustinus)
Wer pilgert, wird ganz neu sich selbst erfahren.
In unserer technischen Gesellschaft haben wir viele Hilfsmittel, die uns vor allzu großer körperlicher Anstrengung bewahren.
So sehr dies unserer Bequemlichkeit entgegenkommt,
so brauchen wir doch alle Erfahrungen unserer Kräfte
und auch unserer Grenzen, unserer eigenen Körperlichkeit.
Wer pilgert, wird die Gemeinschaft neu erleben.
Jeder von uns steht in vielfältigen Beziehungsgeflechten:
in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Freizeit.
Doch oft ist unser Miteinander im Alltag bestimmt von Oberflächlichkeit oder Sachlichkeit, die das Eigentliche nicht zuläßt, was Beziehungen meint.
Gemeinsam schweigen und reden, gemeinsam singen und beten, also Grundvollzüge menschlicher Kommunikation, sind Erfahrungen, die wir alle brauchen,
die uns aber im Alltag fehlen.
In einer Pilgergruppe dagegen erfährt man das DU und das Wir neu.
Jeder geht allein,
doch keiner für sich allein,
jeder geht in seinen eigenen Schuhen,
aber immer auch in den Schuhen des anderen.
Wer pilgert, wird Gott neu begegnen.
Nicht bewertend, nur beschreibend müssen wir doch feststellen, dass wir in einer Gottlosen Gesellschaft leben.
An welchem Arbeitsplatz wird von Gott gesprochen?
Bei welchen Freizeitaktivitäten ist Gott ein Thema?
In unserer Gesellschaft ist Gott in den Bereich
des Privaten verbannt worden.
Und so ist es eine befreiende Erfahrung,
wenn der Pilgertag Gott in den Mittelpunkt stellt.
Der ganze Tagesrhythmus und alle Lebensvollzüge schenken Gott seinen Stellenwert, seinen Raum,
seine Zeit.
Wer immer sich auf das Abenteuer einer Wallfahrt einläßt,
wird also überraschende Erfahrungen mit sich selbst,
dem Nächsten und mit Gott machen.
So ist es keine Überraschung,
dass jeder Pilger zum "Folgepilger" wird.
Der tiefste Grund für jede Wallfahrt scheint mir aber unvergleichlich treffend vom heiligen Augustinus formuliert zu sein.
Denn was immer uns
an Schönen und Schweren,
an Lichten und Dunklem
an Gefängnissen und Widrigkeiten
auf unserem (Lebens-) Weg begegnet,
eine Wallfahrt zeigt es:
Am Ende wartet auf uns stets der lebendige Gott.
Klaus Hurtz